Zukunftstrends auf dem Automarkt

Nachdem der Dieselskandal zu einem Umdenken bei der Nutzung der Kraftstoffe führt, spielt Nachhaltigkeit bei der Automobilherstellung eine immer größere Rolle. Die smarte Technik macht auch vor dem Straßenverkehr nicht halt, erste selbstfahrende Pkw werden getestet.

Gleichzeitig steigt China zu einem ernstzunehmenden Global Player in der Automobilwelt auf. Weltweit zeichnen sich fast jährlich neue Trends auf dem Automarkt ab.

Antriebe

Der Diesel hat es aktuell schwer. Es drohen Fahrverbote in zahlreichen deutschen Städten, der Ruf ist ruiniert. Nachdem bereits viele Kunden ihre Dieselfahrzeuge mit hohen Wertverlusten verkauft haben, steigt nicht zuletzt aufgrund der wachsenden Bedeutung von Nachhaltigkeit die Attraktivität anderer Antriebe an.

Elektroautos

Bislang wollten sich Innovationen bei den Antrieben in Deutschland nicht so recht durchsetzen. Während einige Hersteller Elektroantriebe testen, widmeten sich wiederum andere lange Zeit der Erforschung der Brennstoffzelle. Die für die Autofahrer unbefriedigende Folge: ein unzureichend ausgebautes Netz, um die Fahrzeuge zu laden.

Gleichzeitig bleiben die Reichweiten begrenzt, wenngleich sich hier aktuell eine 500-km-Reichweite als Standard zu etablieren scheint. In Kombination eine Einschränkung, die im Autoland Deutschland nicht hinnehmbar ist.

Seit Kurzem ändert sich dies jedoch: Der Absatz von Elektroautos hat sich von etwa 25.000 im Jahr 2016 auf knapp 55.000 im Jahr 2017 mehr als verdoppelt. Damit liegt Deutschland nur noch knapp hinter Norwegen – doch weit abgeschlagen hinter dem Spitzenreiter China. Hier wurden im vergangenen Jahr 777.000 Elektroautos verkauft.

Erdgas

Erdgas hat sich in Deutschland als Antrieb nicht wirklich durchsetzen können, wenngleich der Kraftstoff durch die staatliche Subvention günstig zu haben und dank einer CO2-ärmeren Verbrennung auch die Ökobilanz besser ist.

Möglicherweise ändert sich dieser Trend im Jahr 2018. VW plant eine Erdgas-Offensive und bietet einige Modelle werkseitig mit Erdgas-Umrüstung an.

Smarte Technik

Im Haushalt und bei verschiedenen Freizeitaktivitäten gehört die smarte Technik längst dazu. So lässt sich die Heizung zu Hause von unterwegs per Smartphone steuern und smarte Armbänder oder Uhren überwachen beim Joggen die Körperfunktionen. Auch in Automobilen verbreitet sich die vernetzte Technik immer mehr.

Infotainmentsysteme

Ein Indikator für die neuesten technischen Entwicklungen in Automobilen sind stets die Automessen, die jährlich in Detroit, Genf, Frankfurt, Beijing & Co. Station machen. Jüngst wurden hier Modelle präsentiert, in denen das Mobiltelefon direkt mit dem Auto verbunden ist und so gleich über das Display – oder wie im Falle des BMW 7er G11 nur über Gesten – gesteuert werden kann. Damit lässt sich das Musikprogramm beispielsweise ganz komfortabel über das Display einstellen.

Die Technik an Bord bietet inzwischen fast immer ein Navigationssystem und ein mehr oder weniger ausgefeiltes Entertainment-System. Teilweise gehört WLAN zur Ausstattung an Bord, eine GPS-Vernetzung ermöglicht etwa die Parkplatzsuche per Assistenzsystem.

Fahrsicherheit und Assistenzsysteme

Einen wichtigen Beitrag leistet die smarte Technik vor allem jedoch bei der Fahrsicherheit. So sind in einigen neuen Modellen standardmäßig automatische Notrufsysteme eingebaut: Bei einem Verkehrsunfall setzt das Tool umgehend einen Notruf ab. Dank der GPS-Ortung ist eine exakte Standortangabe möglich. So vergehen nicht wertvolle Minuten, bis ein Passant den Rettungswagen verständigt.

Rückfahrkameras, Bremsassistenten und akustische Warngeräte für den toten Winkel gehören aktuell bereits zur Standardausstattung der meisten Fahrzeuge und erleichtern so den Rundumblick. Hinzu kommen Systeme, die durch eine Kontrolle der Augenbewegungen ermitteln, ob der Fahrer am Steuer eingeschlafen ist und gegebenenfalls einen Signalton aussenden.

Selbstfahrende Autos

Schon bei der Vernetzung mit dem Smartphone zeichnet sich der wachsende Einfluss der IT-Unternehmen auf die Automobilbranche ab. So wundert es kaum, dass nicht die klassischen Autohersteller wie Mercedes, Toyota und Co. Vorreiter bei der Entwicklung selbstfahrender Autos sind, sondern Konzerne wie Google und Facebook Auftritte auf bedeutenden Automessen wie der IAA haben.

Der amerikanische Suchmaschinenbetreiber testet die Fahrzeuge bereits im US-amerikanischen Straßenverkehr. Und auch das innovationsfreudige Unternehmen Tesla mischt bei der Entwicklung selbstfahrender Autos mit.

Dass die Technik noch nicht vollständig ausgereift ist, zeigen immer wieder Zwischenfälle wie jüngst in Arizona. Dort testete Uber bis vor Kurzem einen Taxidienst mit autonomen Fahrzeugen. Nach einem tödlichen Zwischenfall wurde die Testphase jedoch aktuell unterbrochen. Und auch bei Tesla kommt es immer wieder zu Zwischenfällen, die sich negativ auf die Reputation dieser vielversprechenden Innovation auswirken.

Bis zur endgültigen Marktreife werden noch einige Jahre vergehen, zumal es bislang Probleme hinsichtlich der Zuverlässigkeit bei schlechten Sichtverhältnissen gibt, weil die Kameras beispielsweise Straßenschilder nicht richtig erkennen. Auch im Stadtverkehr, wo Fußgänger spontan und nicht erwartbar agieren, stoßen die autonomen Systeme bislang an ihre Grenzen.

Entwicklung selbstfahrender Autos in Deutschland

In Deutschland stehen den selbstfahrenden Autos noch mehr rechtliche Hürden als in den USA im Weg. Dennoch schreitet auch hier die Entwicklung voran. So hat Audi bereits eine Genehmigung für einen vollautonomen Staupiloten erhalten. Die Technik dafür ist bereits vorhanden, noch hakt es jedoch an der Gesetzgebung in den Ländern. Auch der Konkurrent VW arbeitet an einem selbstfahrenden Fahrzeug, das 2020 bereit für den Markt sein soll.

SUV-Trend hält an

Wie schon in den vergangenen Jahren hält der Trend zum Schein-Geländewagen auch im Jahr 2018 an. Während die bisher erfolgreichen Hersteller Volvo und BMW in diesem Jahr neue Modelle in der Klasse der Kompakt-SUVs auf den Markt bringen werden, steigen auch Bentley und Rolls Royce in den Verkauf ein. Wie sich beim Bentley Bentayga zeigt, sind hier luxuriöse und/oder sportliche Super-Karossen zu erwarten.

Vor allem in den USA ist vom Wunsch nach Nachhaltigkeit wenig zu spüren. So dominierten auf der Automesse in Detroit vor allem großmotorige Boliden, SUVs und andere PS-Monster.

Retro-Trend Oldtimer

Während auf der einen Seite die technische Entwicklung immer weiter voranschreitet und zu Innovationen führt, die vor wenigen Jahren nur in Science-Fiction-Filmen denkbar waren, macht sich auf der anderen Seite eine nostalgische Sehnsucht breit.

Gegenüber 2016 ist der Bestand an Oldtimern mit H-Kennzeichen, d. h., Fahrzeugen, die 30 Jahre und älter sind, im Jahr 2017 um elf Prozent angestiegen. Die Fahrzeuge aus der elterlichen Generation vermitteln nicht nur ein ganz besonderes Fahrgefühl, sondern stellen unter Umständen auch eine attraktive Wertanlage dar.

Innovationsstärke der Premiummarken

Der Report AutomotiveINNOVATIONS 2017 hat anhand der Anzahl der Innovationen, der Weltneuheiten auf dem Markt und der ermittelten Innovationsstärke (Indexwert) die Top-10-Premiummarken ermittelt. Audi liegt hier vor Mercedes und Tesla auf Platz 1. Mit BMW belegt mit Rang 4 ein dritter deutscher Autobauer einen Platz in den Top 5, die vom schwedischen Unternehmen Volvo komplettiert werden.

 

Hersteller Innovationen Weltneuheiten Innovationstärke
Audi 84 31 130
Mercedes-Benz 62 23 126
Tesla 26 18 87
BMW 51 15 64
Volvo 30 3 34

Quelle: In Anlehnung an: http://www.auto-institut.de/index_htm_files/A17_Premiumhersteller.png.

Der chinesische Markt

China ist bereits seit 2010 der größte Automarkt der Welt – und ist damit nicht nur für ausländische Hersteller interessant, sondern auch die heimische Industrie entwickelt sich rasant weiter. Wenngleich die Wachstumsraten in den letzten Jahren nicht mehr an die Rekordzahlen Mitte der 2000er anknüpfen konnten, hat der chinesische Markt weiterhin ein großes Potenzial.

Der durchschnittliche Fahrer ist in China wesentlich jünger als beispielsweise in Deutschland. Gleichzeitig findet ein gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Umbruch statt, wonach digitale Technik immer wichtiger wird. Menschen ziehen in die Städte, die Mittelschicht wächst und mit ihr das Bewusstsein für Nachhaltigkeit. Gleichzeitig obliegt dem Staat die Kontrolle, sodass eine gezielte Förderung von Elektroautos erfolgt.

Insgesamt besteht in China eine Nachfrage nach vernetzten Elektroautos, eine staatliche Quotenregelung könnte diese weiter befeuern. Da ein Großteil der Nachfrage durch nationale Autobauer bedient wird, steigt die Expertise chinesischer Autohersteller im Bereich der E-Mobilität weiter an.

Eine Konkurrenz durch chinesische Marken ist auf dem europäischen Markt jedoch bislang nicht zu befürchten. Der VW-Konzern stellt mit den Marken VW, Audi und Porsche 36,6 Prozent der Neuzulassungen in der EU, die Franzosen von Renault und PSA folgen mit 22,8 Prozent. Alle japanischen Hersteller bringen es zusammen auf 12,7 Prozent der Neuzulassungen in 2017.

Fazit

Der Automarkt ist permanent in Bewegung. Durch den großen Konkurrenzdruck ist die Innovationsfreude hoch, sodass in den kommenden Jahren sicherlich weitere Neuerungen – vor allem im Bereich der smarten Technik – zu erwarten sind. Nachdem sich bei den Antrieben in Europa in den letzten Jahren nur wenig verändert hat, treten derzeit chinesische Unternehmen auf den weltweiten Markt. Damit könnte sich auch hier einiges ändern.

Was den Trend des autonomen Fahrens angeht, so ist kaum davon auszugehen, dass in fünf Jahren kein Fahrer mehr das Lenkrad hält, sondern stattdessen Zeitung liest. Bis es soweit ist, bedarf es weiterer komplexer technischer Entwicklungen, die vor allem im Stadtverkehr sicher auf Radfahrer und Fußgänger reagieren können und auch bei schlechten Sichtverhältnissen zuverlässig arbeiten.

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